Tandemabenteuer entlang der Donau
Jedes Jahr veranstalten der Gründer von Santana Cycles Bill und dessen Frau Jan McCready zusammen mit dem vom Bodensee stammenden Hotelmanager Robert Bauer exklusive Tandemtreffen auf der ganzen Welt. Es handelt sich um Tandemtreffen mit internationalen Teilnehmern, bei denen neben überwiegend amerikanischen Teilnehmern, auch europäische Gäste herzlich willkommen sind. Das besondere an diesen Touren sind die „schwimmenden Hotels“ welche die Tandemfahrer meist über Nacht an neue und einmalige Ausgangsorte für die tagsüber angebotenen und begleiteten Fahrradtouren bringen.
Die Santana Tour „Prag to Budapest“ vom 14. bis zum 21. August war das zweite internationale Tandemtreffen das Bill und sein Team seit Beginn der Corona Pandemie im Frühjahr 2020 veranstalten konnten. Zum Vergleich: Vor dem Ausbruch von Covid-19 konnten Tandemreisende auf bis zu zehn internationalen Tandemtreffen pro Jahr teilnehmen.
Wie bei vielen von Bills Reisen gibt es auch für die Donaureise eine „Pre-Tour“. Am internationalen Flughafen in Prag landeten am 14. August die letzten Amerikaner mit dem Flugzeug und wurden mit Bussen, mit Zwischenstopp in Pilsen, nach Vilshofen an der Donau gefahren. In Pilsen erhielten die Teilnehmer eine Führung durch die Geburtsstädte des ersten goldenen Pils Biers, das 1842 in der Brauerei Pilsener Urquell gebraut wurde.
Tag 1: Vilshofen – Passau
In Vilshofen an der Donau wartete das Hotelschiff Amadeus Queen auf unser Boarding.
Das 135 Meter lange Schiff besitz drei Decks mit einer großen Lounge sowie dem darunter liegenden, luxuriös-modern eingerichteten Restaurant im vorderen Teil des Schiffes. Die 69 Kabinen und 12 Suiten an Bord sind mit automatisch absenkbare Panorama-Fensterfronten, bzw. Balkonen und exquisiten Badezimmern ausgestattet. Highlight an Bord ist der Indoor-Pool am Heck, dessen Dach sich bei schönem Wetter öffnen lässt.
Nachdem die Amerikaner mit den Bussen am Anleger eingetroffen waren, legte das Schiff um vier Uhr nachmittags in Vilshofen ab. Da das Schiff grundsätzlich mit dem Bug gegen die Flussfließrichtung am Anleger lag, musste der Kapitän das Schiff jedes Mal mit einem beeindruckenden Wendemanöver auf dem nur knapp 200 Meter schmalen Fluss wenden.
Auf der Donau legten wir an diesem Tag lediglich ca. 25 km bis nach Passau zurück. Durch die Verspätung der Tandemfahrer blieb nur wenig Zeit die Tandems an Deck des Schiffes zusammenzubauen und für die nächsten Tage fahrbereit zu machen. Dazu kam die quälende Hitze auf dem Sonnendeck, die alle ordentlich ins Schwitzen brachte. Kurz vor Passau fuhr das Schiff bereits in die erste Schleuse ein, von der noch zahlreiche auf der Donau folgten. Dafür fuhr sich die Brücke des schwimmenden Hotels wie ein Teleskopstab ein, während alle auf dem Deck angehalten wurden sich auf den Boden zu setzen, um die niedrige Schleusenüberführung haarscharf unterqueren zu können.
In Passau angekommen genießen wir das 6-Gänge Willkommensdinner der Bordkombüse, bevor noch etwas Zeit bleibt für einen kurzen Abendspaziergang in der wunderschönen Altstadt von Passau bleibt.
Tag 2: Passau – Linz
Frühstück gab es für alle Frühaufsteher bereits ab 6 Uhr in der Lounge auf dem Oberdeck. Doch auch für Langschläfer blieb nicht viel Zeit in der Früh. Denn die Abfahrt zur Tour war auf 8 Uhr terminiert. Während das Schiff ohne Teilnehmer ablegte und sich flussabwärts bis nach Aschach aufmachte, setzten wir unsere Tour auf den Tandems entlang des Donauradwegs fort. 66 flache Kilometer lagen vor uns, bis wir im österreichischen Aschach uns wieder an Bord des Schiffes zum Mittagessen trafen.
Allerdings war es nicht die Entfernung, die uns zum Schwitzen brachte, sondern die Sonne, die die Temperaturen auf 30 steigen ließ. Für das verspätete Eintreffen der Tandemfahrer zum Mittagessen sorgte eine 3-fache Überquerung der Donau mit teilweise sehr kleinen Fährschiffen auf die maximal 10 Tandems passten. Die längeren Wartezeiten bis zur wiederholten Überfahrt der ca. 50 Tandems ließ uns in der Sonne an den Ufern der Donau ordentlich schwitzen. Steigungen warteten an diesem Tag glücklicherweise nicht auf uns. Landschaflicht wunderschön schlängelte sich die Donau zwischen den steilen Hängen durch das Gelände. Auch gab es kaum Autoverkehr im Donautal, da für eine große Straße überhaupt nicht genügend Platz vorhanden wäre.
Nach dem Mittagessen gab es die Wahl den Nachmittag entweder weiter bis nach Linz entlang der Donau zu radeln, oder mit dem Bus das KZ-Mauthausen zu besuchen. Wir entscheiden uns für Ersteres und machten uns mit vollen Fahrradflaschen auf die flachen 32 km bis nach Linz. Der stetige, uns auch die folgenden Tage unterstützende Westwind sorgte für den unterstützenden Rückenwind. Solange wir fahren, bekamen wir wenigstens eine leichte kühlende Brise ins Gesicht.
Auf dem Donauradweg kamen wir gut voran und erreichten bereits weit vor dem Schiff die Altstadt von Linz, wo wir auf der Schlossterrasse mit Blick über die Linzer Altstadt und die Donau ein paar kühle Getränke genehmigten. Als das Schiff eintraf, begaben wir uns an Board und genossen eine kalte Dusche, bevor wir uns im Speisesaal zum Dinner einfanden. Das Schiff legte währenddessen bereits wieder ab und machte sich auf den „Weg“ (Fluss) bis nach Grein.
Tag 3: Grein – Krems
Am Morgen mussten sich die ersten Sonnenstrahlen durch den tiefhängenden Dunst im Donautal bei Grein kämpfen. Beim Frühstück hielt Bill wie jeden Tag seinen „Route Talk“, um alle Teilnehmer mit Infos über den Tag zu versorgen. Wie bereits am Vortag ging es den Donau-Radweg weiter flussabwärts. Insgesamt legten wir somit 55 km ohne Höhenmeter bis zum Ort Melk zurück.
Dort angekommen, bekamen wir eine Führung durch die Stift Melk. Das ehemalige Benediktiner Kloster thront auf einem Felsen über der weitläufigen Donauebene. Wertvolle Reliquien und tausend Jahre alte Schriften gehören zur Sammlung des Museums. Das imposante, barocke UNESCO-Welterbe stellte außerdem den Beginn der UNESCO-Weltkulturstätte Wachau dar.
Nach dem Mittagessen im Bordrestaurant gelangten wir nach nur 11 km Fahrradweg zum Fuße der sagenumwobenen Burgruine Aggstein im Wachau Tal. Die im 12. Jh. erbaute Burg thront in einer strategisch wertvollen Position. Zur Kontrolle der Donauschiffart im Mittelalter liegt die Burg auf einem Felsen, 300 Meter über der Donau. Bewohnt von zahlreichen Herzögen und gefürchteten Raubrittern, werden zahlreiche Sagen um die Burg Aggstein erzählt. Den Aufstieg mit dem Rad sparten wir uns jedoch, da die Straße sich mit saftigen 20 % Steigung durch ein enges Tal einige Kilometer hinaufschlängelte. Stattdessen wurden wir mit Bussen hinauf-geshuttelt, um die Burgruine zu erkunden und den grandiosen Ausblick über die Wachau genießen zu können.
Wieder zurück am Donauufer verlief die Route auf den letzten 25 km des Tages durch die bekannte Wein- und Obstanbauregion Wachau bis nach Krems, das gleichzeitig das Ende des Wachau Tals kennzeichnete. Bis nach Krems passierten wir idyllische Weindörfer und erreichten gegen halb 6 das Schiff, gerade noch rechtzeitig zur abendlichen Weinwanderung mit Weinprobe und lokalen Spezialitäten. Zum Abendessen waren wir bereits wieder in voller Fahrt auf der Donau zur österreichischen Hauptstadt Wien.
Tag 4: Wien
Wien ist groß. Sehr groß! Von den neun Millionen Einwohnern Österreichs lebt fast jeder vierte in Wien. Die Größe zeugt von der Habsburger Balkan-Dynastie aus dem 13. Jh. bis zum Ersten Weltkrieg des letzten Jahrhunderts.
Da sich eine Besichtigung Wiens nicht für 130 Amerikaner auf Rädern eignete, konnten wir zur Abwechslung die Fahrradklamotten für einen Tag auf dem Schiff lassen. Lediglich am Nachmittag wurde ein kurzer Trip mit dem Fahrrad angeboten, damit dennoch „ausreichend“ Zeit blieb, um Wien zu erleben. Vom Schiff bis in die Stattmitte waren es ca. 8 km.
Bei bedecktem Himmel und kühlem Wind wurden wir in der Früh mit den Bussen zum Schönbrunner Schloss gefahren. Dort erwartete uns der pompöse Bau des Wiener Adels aus dem 18. Jahrhundert. Gebaut als Sommerresidenz der Erzherzogin Maria Theresia diente es bis zum Ende des Ersten Weltkrieges den Königen und Kaisern als Urlaubsresidenz und Kulisse für hochrangige Zeremonien. Bevor wir jedoch die prunkvoll verzierten Zimmer des Schlosses von innen betrachteten, erhielten wir eine Aufführung des Marionettentheaters in einem Nebengebäude des Schlosses. Nach der Zeitreise in die Habsburger Dynastie luden die weitläufigen Parkanlagen um das Schloss herum zum Spazieren ein. Langsam verschwanden auch die Wolken und ein strahlend blauer Himmel kam hervor. Die abwechslungsreiche Bewegung nach zwei langen Tagen auf dem Rad tat uns gut.
Um 1 Uhr mittags wurden wir mit dem Bus vom Schloss abgeholt und wahlweise zurück zum Schiff für das Mittagessen an Bord gebracht, oder in der Innenstadt zum eigenständigen erkunden Wiens abgesetzt.
Wir entschieden uns für Letzteres und bekamen die Barockbauten der Wiener Altstadt zu sehen. Zudem genossen wir einen Melange (Wiener Kaffee) im bekannten und eher einer Kirche ähnelnden Café Central, unweit der Wiener Hofburg. Um 4 Uhr holte uns der Busshuttel wieder an der Wiener Staatsoper ab und brachte uns zurück zur Schiffsanlegestelle in Nussdorf. Da das Schiff über Nacht in Wien verblieb, begaben wir uns nach dem Abendessen noch auf einen Nachausflug mit dem Tandem in die nahen gelegenen Weinberge auf den Kahlenberg. Oben angekommen erwartete uns ein einmaliger Ausblick auf eine belebte und beleuchtete Donaumetropole.
Tag 5: Wien – Bratislava
Am nächsten Morgen wehte der Wind mit einer kühlen Brise, während uns die Sommersonne eine angenehme Wärme schenkte. Wir trugen unser Tandem vom Deck und folgten zunächst der Alten Donau, bis wir durch die Fahrradbrücke die Neue Donau überquerten und unsere Fahrt auf der als Park angelegten Donauinsel fortsetzten. Ohne Autoverkehr ließ es sich sehr angenehm auf der insgesamt 20 km langen Flussinsel radeln. Auf der linken Seite konnten wir die modernen Wolkenkratzer des internationalen Zentrums Wiens mit Sitz der Vereinten Nationen betrachten. Rechts erblickten wir hingegen die Leopoldstadt, hinter der sich die Altstadt Wiens erstreckt. Anschließend verließen wie die Donauinsel und fuhren entlang der Donauauen einige Kilometer durchs Grüne bis zum nächsten Treffpunkt im Radlertreff in Schönau an der Donau. Nach einer kurzen Pause mit der ganzen Truppe entschieden wir uns für die Route entlang der Hauptstraße durch die Orte Orth und Eckartsau. Nach ca. 25 km entlang von weitläufigen Maiß-, Kürbis- und Zwiebelfeldern überquerten wir die Donaubrücke bei Hainburg.
Bevor wir uns zum Mittagessen auf das Schiff in Hainburg begaben, machten wir noch einen Abstecher zum römischen Triumphbogen in Carnuntum. Carnuntum war der Name des einstigen Militärlagers der Römer zur Sicherung des Reiches am pannonischen Limes. Inmitten von bewirtschafteten Feldern steht die Ruine des einst aus vier Bögen bestehenden antiken Bauwerks.
Am Nachmittag mussten wir leider auf dem Schiff verbleiben, da die Slowakei nur vollständig geimpfte Touristen ins Land ließ. Während die vollständig geimpften Teilnehmer die Fahrradtour nach Bratislava an Land fortsetzten, genossen wir die ruhigen Stunden an Bord des Schiffes. Die Flussfahrt bis Bratislava dauerte nur etwa eine Stunde. Von der Donau aus fiel sofort das markant thronende, riesige Schloss über der Stadt auf. Der Rest der Gruppe wurde noch durch die historische Altstadt Bratislavas geführt, bevor diese am Abend zum Dinner wieder aufs Schiff zurückkehrten.
Tag 6: Bratislava – Budapest
Das Schiff fuhr über Nacht weiter nach Komárom, dem ersten Ort in Ungarn. Die Donau bildet hier die Grenze zwischen der Slowakei und Ungarn. Am ungarischen Ufer, an dem wir anlegten, fielen auf den ersten Blick die Spuren der ehemaligen Sowjetunion auf. Die Begleitfahrzeuge parkten vor einem heruntergekommenen Gebäude der Hafenpolizei.
Am sechsten Tag der Tour hatte Bill eine kurze und eine lange Route bis zum Mittagessen in Esztergom für uns geplant. Da die kurze Tour entlang der Donau auf der slowenischen Donauseite verlief, fiehl die Wahl unserer Tour, aufgrund unserer unvollständigen Covid-19-Impfung, auf die längere Route auf der ungarischen Seite. Nichtsdestotrotz freuen wir uns auf die lange Tour, da wir die Abwechslung über die Berge anstatt des flach verlaufenden Donauradwegs begrüßen. Die Tour ist mit 80 km und 800 Hm jedoch nichts für gemütliche Tandemfahrer, da wir bis um 13:00 Uhr bereits zurück an Bord des Schiffes zum Mittagessen erwartet wurden, bevor es wieder ablegte.
Um 8:15 Uhr saßen wir auf dem Tandem und machten uns zügig auf den Weg. Über eine wohl seit Jahrzehnten nicht erneuerte Straße wurden wir bis nach Tata ordentlich durchgeschüttelt. Hier und da erkannte man jedoch selbst in Ungarn das der Radinfrastruktur immer mehr Beachtung geschenkt wird. Nachdem wir Tata hinter uns gelassen hatten ging es bergauf durch die Gerecse Berge. Nach dem Verlassen der dichten Laubwälder war die Landschaft geprägt von riesigen Mais- und Sonnenblumenfeldern. Wir machten nur eine kurze Pause, um keine Zeit zu verlieren, damit wir es rechtzeitig zum Mittagessen nach Esztergom schafften. Bereits von Weitem war die riesige Basilika aus dem 19. Jhd. Zu sehen, dass durch ein Kuppeldach mit einem Durchmesser von 33,5 Meter deutlich auffiel. Die Sankt-Adalber-Kathedrale ist die größte Kirche Ungarns und zählt ebenfalls zu den größten Kirchengebäuden der Welt. Gleich unterhalb des Doms erreichten wir sichtlich geschlaucht von den 80 km die Amadeus Queen.
Nach dem Mittagessen ging es gemütlicher weiter entlang der Donau. Nach 25 km auf der einzigen und deshalb viel befahrenen Straße erreichten wir Visegrád. Wir hingen noch die optionale längere Nachmittagsrunde an und radelten 300 Hm mit angenehmer 5 % Steigung zur Burg Visegrád hinauf. Die gebührenpflichtige Burgruine ließen wir links liegen und genossen die Sicht von einer Aussichtstelle seitlich der Straße. Die Donau schlängelt sich in diesem Gebiet durch eine dicht bewaldete Hügellandschaft. Wir stürzten uns in die wohl längste Abfahrt der gesamten Tour zum Ufer der Donau.
An diesem Nachmittag hatten die Organisatoren noch ein besonderes Special für uns. Um halb fünf wurden wir von lauten Trommeln vom Schiff gelockt. Am Ufer wurden wir von mittelalterlich gekleideten Einheimischen erwartet. Angeführt durch den Fahnenträger und den Trommlern ging es zum nahe gelegenen Salamon-Turm. Der sechseckige Turm lag sichtbar am Steilhang unterhalb der Burgruine in der Nähe Donauufers. Hinter dem Turm befand sich eine kleine angeschlossene Arena mit einer mittelalterlichen Tribüne.
Dort angekommen erwarteten uns weitere „Ritter“ die uns zur Vorführung ihrer Ritterspiele einluden. Als Begrüßung gab es Wein in Tonbechern und frisches Gebäck. Bevor die Ritterspiele begannen, durften wir den 70 Meter hohen Turm über die 160 Stufen der Wendeltreppe erklimmen und wurden mit einer weiteren grandiosen Aussicht über die Donau belohnt. Ursprünglich errichtet zur Verteidigung gegen die Mongolen, leisteten die Ungaren hier im 16. Jh. Widerstand gegen den Einfall der Türken. Mit ihren Kanonen setzten die Türken dem Turm schwer zu, weshalb dieser erst im 20. Jh. wieder vollständig wiederaufgebaut wurde. Berühmt wurde der Turm auch durch Dracula aus Transsilvanien, der im Turm 12 Jahre gefangen gehalten, bevor er vom König zur Verteidigung gegen die Türken begnadigt wurde.
Damit den Ritterspielen auch König und Königin beiwohnten, wurden zwei Personen aus dem Publikum ernannt sich bei 25 Grad in die königlich dicken Mäntel zu werfen und auf den Thronen Platz zu nehmen. Außerdem wurde unter dem jubelnden Publikum auch noch eine Frau zum Narren auserkoren. Angemessen mit einem Narrenhut geschmückt durfte sie am Fuße des Königs und der Königin Platz nehmen.
Schnelle Schwerkämpfe wurden ausgetragen und gefolgt von Bogenschützen, die ihre Pfeile ins Schwarze schossen, begleitet von lautstarkem Getrommel. Andauernder Applaus aus dem Publikum bestätigte die sichtliche Begeisterung von der Darbietung. Am Ende der Vorstellung durften wir selbst Bogen schießen und mit Wurfsternen werfen. Mit Trommeln ging es nach dem Spektakel zurück zum Schiffanleger.
Zum Abendessen legte das Schiff bereits wieder ab und machte sich auf den Weg nach Budapest. Um 22:00 Uhr spiegelten sich die ersten Lichter der Stadt auf der nachtschwarzen Wasserober-fläche der Donau. Als das Schiff das Stadtzentrum passierte staunten wir über die beleuchteten Paläste und Kirchen der historisch geprägten Donaumetropole. Das Schiff machte im Zentrum, direkt gegenüber dem aus der Zeit der Eroberung durch die Türken stammenden Thermalbad Gellért fest.
Tag 7: Budapest
Aus besonderem Anlass begaben wir uns noch früher als die Tage zuvor zum Frühstück im Bordrestaurant.
Denn wir waren am 20. August, dem Nationalfeiertag in Ungarn mitten in Budapest. Trotz Corona wurden Massen von Besuchern in der Stadt erwartet. Seit dem Vorabend liefen die Vorbereitung auf das 1000-jährige Jubiläum der Staatsgründung Ungarns. Neben Konzerten auf Freilichttribünen, Musikbeschallung am gesamten Donauufer, Paraden und Flugshows, kündigte der amtierende Ministerpräsident Viktor Orbán das größte je dagewesenen Feuerwerk an.
Während bereits am frühen Morgen viele Straßen in der Innenstadt für den Autoverkehr gesperrt waren, wirkte die Stadt noch relativ ruhig als wir uns auf die Stadtführung per Fahrrad begaben. Unsere Guides führten uns zu den Sehenswürdigkeiten durch Pest. Pest hieß die Stadt auf der linken Seite der Donau bevor diese sich mit Buda auf der westlichen Seite der Donau zu Budapest vereinigt hatte.
Spürbar spiegelten die Gebäude der Stadt die sozialen und gesellschaftlichen Gegensätze Ungarns wider. Neben heruntergekommenen Fassaden wurden sichtbar Unsummen an Steuergeldern für die Sanierung einiger Gebäude ausgegeben. Der rechtskonservative und nationalistische Regierungschef ist nicht nur der EU ein Dorn im Auge der Demokratie, vor allem jungen gebildete Ungaren protestieren gegen die Politik seines Regierungsstabs. Zu tief möchte ich an dieser Stelle jedoch nicht weiter in die umstrittene Politik Ungarns eintauchen. Haben wir doch mit unserer deutschen Politik auch in Deutschland nicht gerade wenige Baustellen.
Da die Stadt bereits am späten Vormittag spürbar mit Menschen geflutet wurde, kehrten wir zum Schiff zurück. Es wurde Zeit zum Zerlegen und Einpacken der Tandems für die morgige Abreise. Mit dem Fahrrad war es ab jetzt sowieso kaum noch möglich sich in der Stadt vernünftig durch die vollen Straßen zu bewegen. Auf eigene Faust unternahmen wir noch einen kurzen Ausflug zu Fuß auf den Gellért Berg zur Freiheitsstatue Ungarns. 100 Meter über der Donau hatte man eine fantastische Aussicht über die bis zum Horizont reichende Donaumetropole.
Zurück an Bord trafen sich heute vor dem Dinner alle zur gemeinsamen Verabschiedung und Danksagung der gesamten Crew in der Lounge. Sekt wurde gemeinsam mit kleinen Snacks spendiert, während sich die Crewmitglieder mit ihrer Tätigkeit an Bord des Schiffes vorstellten. Nachdem wir die letzten Bissen des 6-Gänge Menüs verspeist hatten, begaben wir uns kurz vor neun an Deck des Schiffes, um das angekündigte Feuerwerkspektakel nicht zu verpassen. An den Ufern der Donau versammelten sich bereits zehntausende, gespannte Ungaren.
Auf fünf Kilometern entlang der Donau stiegen Raketen dem Himmel empor und vertrieben die Dunkelheit der Nacht. Begleitet von Musik und Lasershow wurde das Feuerwerk von einem direkt vor uns liegenden Schiff, sowie von der rechts liegenden Brücke abgefeuert. Das Feuerwerk setzte einen Höhepunkt nach dem anderen. Von der Brücke regnet ein Vorhang aus Funken und Fontänen in die Donau während das gegenüberliegende Donauufer zunehmend im Rauch der Feuerwerkskörper verblasste. Wir sind froh als nach 20 Minuten der letzte Böller mit einem unglaublichen Knall schallte, da uns bereits die Ohren durch die Nähe zum Geschehen schmerzten.
Unmittelbar nach dem Feuerwerk machten sich die meisten der Amerikaner bereits auf den Weg in ihre Kajüten. Um 3 Uhr morgens wurden die Ersten nämlich bereits zum Flughafen gefahren. Wir konnten am nächsten Tag noch das Frühstück genießen, bevor auch wir mit dem Zug zurück nach Deutschland fuhren.
Fazit
Sieben lange und eindrucksreiche Tage liegen hinter uns. Die Reise mit 130 Tandem- und Radfahrern auf einem 135 Meter langen schwimmenden Hotel werden wir nie vergessen. Ab Vilshofen in Deutschland haben wir über 720 Flusskilometer auf der Donau und 400 Kilometer auf dem Fahrrad zurückgelegt. Vier Länder, weite Ebenen und tiefe Täler haben wir durchfahren und drei Landeshauptstädte besucht. Die außergewöhnliche Kombination aus Schiff und Rad, gepaart mit organisatorischer Meisterleistung vom Santana Gründer Bill McCready, dem Hotelmanager Robert Bauer vom Bodensee und die Zusammenarbeit des gesamten Organisatoren Teams machte diese Reise trotz vieler Hürden überhaupt erst möglich. Die Donaureise war bereits meine dritte internationale Santana Tour und ich bin doch immer wieder überrascht was einem hierbei alles geboten wird. Wir trafen auch einige andere Teilnehmer, die bereits über ein Dutzend Touren, von Marokko bis Tahiti zusammen mit den McCreadys erlebt haben.
Für alle Tandemfahrer oder auch Soloradfahrer mit einer gut gefüllten Urlaubskasse können wir die Teilnahme an einem Santana Adventure mit bestem Gewissen empfehlen.
Weiter Infos zu den außergewöhnlichen Santana Adventures findet ihr unter santanaadventures.com.
